Glücklicher sein mit geringerem Lebensstandard

Ergebnisse wissenschaftlicher Studien zeigen, dass in Deutschland lebende Menschen mit einem höheren Einkommen nicht glücklicher sind. Das Wort „glücklicher“ bezieht sich hierbei sowohl auf den zeitlichen Aspekt als auch zum Vergleich zu Geringverdienerinnen und Geringverdienern. Dabei streben unzählige Menschen mit der Hoffnung auf ein größeres Glück nach einem höheren Verdienst und nach mehr Vermögen. Die zentrale Frage bei dieser Thematik ist jene danach, wer sich irrt.

Es ist Erfahrungssache, dass sich bis zu einem gewissen Lebensstandard die Zufriedenheit eines Menschen erhöht. Wer seine Miete nicht bezahlen oder sich bzw. seine Familie nicht bis zum Monatsende erfolgreich ernähren kann oder sich Dinge, die er braucht nicht leisten kann, kann auch nicht von finanziellem Glück oder finanzieller Zufriedenheit sprechen. Deshalb machen Geld und Vermögen bis zu einem gewissen Grad zufrieden und nicht glücklich. Ein gemütlicher Lebensstandard wirkt sich auf das Wesen einer Person positiv aus, macht diese freier vor allem in Bezug zu zukünftigen Existenzängsten und gesellschaftlicher Anerkennung bzw. einem intakten sozialen Leben. Finanzielle Unabhängigkeit wird also von den meisten von uns als etwas Positives und Wohltuendes empfunden.

Die Psychologie hinter dem Verzicht

Normalerweise empfinden wir – wenn alles gut läuft – in der Phase des reich und reicher Werdens, dass dies nicht Sinn, Ziel und Zweck unseres Lebens sein kann. Bei einigen von uns bleibt diese Empfindung jedoch um einige Zeit aus. Spätestens mit dem Erreichen der finanziellen Befriedigungsgrenze stellt sich jedoch für fast jeden von uns heraus, dass Geld nicht glücklich bzw. glücklicher macht. Neuere wissenschaftliche Studien ergeben, dass eine Aufgabe des kapitalistischen Denkens zu Gunsten zwischenmenschlicher Beziehungen beispielsweise dagegen anhaltendes und tatsächliches Glück fördert. Anderen Menschen zu helfen ist ein starker Dopaminspender: Wer einem Familienmitglied in seiner finanziellen Not hilft, fühlt sich auf die Sekunde genau besser. Im anhaltenden Effekt bewirkt diese Handlung eine stärkere Bindung zwischen der oder dem Helfenden und der geretteten Person. Die menschliche Hilfe betrifft dabei nicht nur seine Artgenossen: Tiere in Not beispielsweise schenken mit nur einem Blick so viel Liebe, Anerkennung und Dankbarkeit, wie es kaum einem anderen Lebewesen gelingt.

Fazit

Steffi Brand